In einigen Teilen der Welt gehören Insekten ganz selbstverständlich zum Speiseplan. In der westlichen Hemnisphere landen sie maximal auf den Tellern von Paläo-Anhängern. Dabei sind sie nach neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen wahrscheinlich eine ideale Nahrungsquelle für den Menschen.
Paläo: Insekten als Foodtrend
Paläo-Ernährung oder auch Steinzeiternährung heißt einer der namhaftesten Foodtrends der letzten Jahre. Anhänger dieser Ernährungsform orientieren sich an der Ernährung der Altsteinzeit vor ca. 20.000 Jahren, die Wissenschaftlich allerdings noch nicht gänzlich erschossen ist. Auf den Paläo-Speiseplan gehören vor allem Gemüse, Obst, besonders Beeren, dazu Wildfleisch, Fisch, Meeresfrüchte, Eier, Pilze, Nüsse, Honig und eben auch Insekten als zusätzliche Proteinquelle. Milchprodukte und hochverarbeitete, industriell hergestellte Lebensmittel wie Brot oder Zucker sind tabu. Denn schließlich hätte man vor der neolithischen Revolution noch kein Getreide angebaut und auch noch kein Vieh gehalten.
Hintergrund dieser außergewöhnlich erscheinenden Ernährungspraxis ist die Überzeugung, dass sich das Erbgut der Menschen seit der Steinzeit nicht verändert hat. Entsprechend seien die aufgezählten Nahrungsmittel für den menschlichen Organismus besonders geeignet. Bereits in den 1980er erschienen erste Aufsätze, die diese Theorie vertraten. Boyd Eaton veröffentlichte 1988 das Buch „Paleolethic Prescription“ in der er eine These von Walter L. Voegtlin aus dem Jahr 1975 aufgriff, wonach der Mensch ein Fleischfresser wäre. Diese These widerspricht allerdings der gängigen wissenschaftlichen Theorie, dass wir Menschen Omnivoren, also Allesfresser sind. Trotzdem fand gerade in jüngster Zeit die Paläo-Fraktion immer mehr Anhänger. Die neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse scheinen sie zumindest teilweise zu bestätigen.
Insekten: Ideale Nahrungsquelle für Menschen
An der Universität von Kalifornien wurde eine Studie erstellt, die der Erbgut-Theorie der Paläo-Anhängern unter die Lupe nimmt. Zumindest was die Insekten anbelangt, fanden die Wissenschaftler eindeutige Belege, die für eine Paläo-Ernährung sprechen. Denn tatsächlich waren die Urahnen aller Säugetiere ausnahmslos Insektenfresser. Im Fokus der Untersuchungen standen spezielle Gene, die dazu dienen, Enzyme zu produzieren, die für die Verdauung von Chitinpanzern von Insekten essenziell sind. 107 dieser Säugetier-Genome wurden von den Forscher analysiert und lassen keine Zweifel offen: Sie finden sich bei heute bei allen lebenden Säugetieren – entweder in Reinform oder zumindest in Spuren. Auch der Mensch ist keine Ausnahme. Bei uns finden sich sogar aktive Chitinase-Gene. Das heißt, dass unser Magen-Darm-Trakt noch immer darauf ausgelegt ist, Insekten zu verdauen. Auch auf die Frage, warum dies so ist, haben die Wissenschaftler eine Antwort: Die Dinosaurier sind schuld. Denn unsere Vorfahren besiedelten sogar schon einige Zeit vor dem Auftauchen der gigantischen Reptilien unseren Planeten.
Vor ca. 235 Millionen Jahren begannen sich die Dinosaurier immer weiter auszubreiten und eine ökologische Nische nach der anderen zu besetzen. Den unterlegenen Säugern blieb nichts anderes übrig, als sich auf das Nachtleben und Insekten als Nahrungsquelle spezialisierten. Auch das Gebiss der Ur-Säugetieren spricht für Insekten als Hauptnahrungsquelle. Erst als die Dinosaurier verschwunden waren, eroberten unsere haarigen Vorfahren nach und nach den Planeten zurück. Doch die Gene blieben. Und das ist gut so, denn glaubt man einigen Ernährungsexperten, müssen wir uns mit den Gedanken anfreunden, wieder auf Insekten als Nahrungsquelle zurückzugreifen, weil andere Eiweiß-Ressourcen, vor allem Fleisch, irgendwann knapp werden könnten. Wir sind also bestens gerüstet für eine Nahrungsapokalypse, die jeden heutigen Ernährungstrend lächerlich wirken lassen würde. So sie denn kommt.