In Schottland gibt es seit dem 1. Mai einen Mindestpreis für Alkohol. Diese neue Präventionsmaßnahme soll innerhalb von fünf Jahren rund 400 Todesfälle und etwa 8000 Klinikaufenthalte verhindern. Bier, Wein und Spirituosen müssen jetzt so teuer sein, dass der darin enthaltene reine Alkohol für 50 Pence (57 Cent) pro zehn Milliliter verkauft wird.
8 Milliarden Euro Schaden pro Jahr
Der Alkoholkonsum der Deutschen ist dramatisch hoch. 14,6 Liter Reinalkohol trinkt jeder Bundesbürger pro Jahr. Die gesundheitlichen Schäden die dadurch entstehen sind zwar bekannt, werden aber im Alltag oft herunter gespielt. Nervenschädigungen, Bluthochdruck, Übergewicht und Veränderungen an der Bauchspeicheldrüse sind die gängigsten Folgen eines zu hohen Alkoholkonsums. Aber auch das Krebsrisiko steigt durch Alkoholkonsum stark an und zwar nicht nur das für Lebertumore. Der Mundraum, Rachen, Kehlkopf, Darm, Magen, die Speiseröhre und die weibliche Brust sind ebenfalls davon betroffen.
Zusammen mit der Behandlung von Suchterkrankungen durch Alkohol ergibt das im Jahr Kosten im Gesundheitssystem von mehr als sieben Milliarden Euro. Dazu kommen noch die wirtschaftlichen Schäden. Unfälle oder Straftaten die unter Alkoholeinfluss verursacht oder begangen wurden kosten die Regierung etwa eine Milliarde Euro pro Jahr. Summa summarum ergibt das gut acht Milliarden Euro Kosten pro Jahr, die ausschließlich auf die Folgen von Alkoholkonsum zurückzuführen sind.
Die Zeche zahlen alle
Da klingt die Einführung eines Mindestpreis für Alkohol gar nicht mehr so schlecht. Immerhin zahlen wir alle für diese wirtschaftlichen Schäden durch Alkohol, ob wir wollen oder nicht. Aber gerade der günstige Preis von Alkohol in Deutschland macht ihn hierzulande nicht zu einem Genussmittel, sondern zu einer allgegenwärtigen und selbstverständlichen Droge. Es ist nachgewiesen, dass sich der Alkoholkonsum reduziert, wenn die Preise entsprechend hoch angesetzt werden. Genau da sehen Suchtexperten den ersten Schritt, um den Konsum einzudämmen. Genau das passiert jetzt in Schottland.
Trotzdem noch viel zu tun
Grundsätzlich finde ich diesen Schritt sehr begrüßenswert. Mein Eindruck ist, dass es Menschen oft weniger um den Genuss eines veredelten Produktes geht, sondern viel mehr um die Wirkung des Alkohols. Und genau da sollte eingehakt werden. Was läuft denn aktuell verkehrt, dass so viele Menschen glauben sich Abend für Abend mit Alkohol betäuben zu müssen? Es bleibt ein gesellschaftliches Problem das zwar mit einer Steuer eingeschränkt wird, sich am Ende aber auf etwas anderes verlagert, da das Grundproblem nicht gelöst wird.