Aus aktuellen Ergebnissen einer groß angelegten Längsschnittstudie des Robert Koch Instituts (RKI) in Berlin geht hervor, dass die Anzahl an übergewichtigen Kindern nicht weiter gestiegen ist. Das Problem bleibt trotzdem bestehen.
Gleiche statistischen Werte, gleiche Probleme
In der ersten Runde der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KIGGS) von 2003 bis 2006 hatte das Robert Koch-Institut ein starkes Übergewicht bei 15,05 Prozent der Jugendlichen und Kinder festgestellt. Der Anteil des adipösen Nachwuchses lag bei 6,3 Prozent. In der neuen KIGGS-Studie, die zwischen 2014 und 2017 vorgenommen wurde, lag das Übergewicht bei 15,4 Prozent und der Adipositas-Anteil bei 5,9 Prozent. Die Zahlen zeigen, dass zumindest keine Verschlechterung statt gefunden hat. Der Anteil der Übergewichtigen und adipösen jungen Menschen in Deutschland ist jedoch immer noch bedenklich.
Neben akuten Problemen wie Atemnot, schlechtes Hautbild, allgemein hormonelle Störungen, Fettleber oder Rücken- und Gelenkbeschwerden, kann ein zu hoher BMI die Gesundheit der Betroffenen für das ganze restliche Leben negativ beeinträchtigen. Spätfolgen sind unter anderem Fehlstellungen der Gelenke, frühzeitige Pubertät oder Unfruchtbarkeit, Asthma und Alterszucker (Typ 2 Diabetes). Ganz abgesehen von den psychischen Auswirkungen aufgrund des weit verbreiteten geringen Selbstwertgefühl oder durch Mobbing.
Zu viel Zucker, zu wenig Bewegung
Die aktuellen Ergebnisse wurden aus einem Pool von 15.023 Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre ermittelt. Der Anteil von Jungen und Mädchen war etwa gleich. Dabei zeigte sich kein statistischer relevanter Unterschied zwischen den Geschlechtern. Allerdings ist die soziale Herkunft ein entscheidender Faktor. Kinder und Jugendliche, die aus sozial schwachen Familien stammen, haben viermal so häufig mit Gewichtsproblemen zu kämpfen wie ihre Altersgenossen aus Ober- und Mittelschicht. Dort spielt sich eigentlich die positive Entwicklung ab, so Bärbel-Maria Kurth vom RKI. Die Ursachen für die große Zahl an adipösen und übergewichtigen jungen Menschen werden im Bewegungsmangel und dem übermäßigen Zuckerkonsum vermutet. Vor allem von zuckerhaltigen Getränken.
Rund 17 Prozent der Mädchen und 22,3 Prozent der Jungen lieben süße Limonade. Das ist zwar eine leichte Verbesserung gegenüber der KIGGS-Basiserhebung zwischen 2003 und 2006 – damals tranken noch 28 Prozent der Mädchen und 34 Prozent der Jungen mindestens einmal am Tag ein zuckerhaltiges Getränk. Auch sind die Werte im Vergleich zur USA moderat. Doch gerade in Kombination mit dem Mangel an ausreichend Bewegung ein ernst zu nehmendes Problem. In der aktuellen KIGGS sind knapp 30 Prozent der Jungen und 22 Prozent der Mädchen nicht einmal eine Stunde am Tag aktiv. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt jedoch Heranwachsenden mindestens eine Stunde Bewegung am Tag.