Anfang November letzten Jahres hat es Ferrero mit der neuen Rezeptur von Nutella vorgemacht. In der Lieblingsfrühstückscreme der Deutschen hat der Hersteller hochwertige Zutaten zugunsten von günstigeren Zutaten ersetzt. Nun ziehen auch andere Lebensmittelhersteller nach. Was hier auf Kosten der Konsumenten geht, rechnet sich für den Hersteller.
Was verändern die Lebensmittelhersteller an ihren „verbesserten Rezepten“?
Es sieht so aus als stünde der Fall Nutella als Paradebeispiel für einen Trend in der Lebensmittelindustrie. Die Marketingabteilung verkündet eine „Feinjustierung der Rezeptur“ und der Hersteller bringt tatsächlich ein verändertes Produkt auf den Markt. Doch dieses enthält dann meist keine besseren, hochwertigeren Zutaten, sondern günstigere Zutaten. Im Fall von Nutella hat Ferrero teuren Kakao durch günstiges Milchpulver ersetzt, wie die Verbraucherzentrale Hamburg herausgefunden hat. Ferrero ist natürlich nicht der einzige Hersteller, der das macht. Deshalb hat die Verbraucherzentrale Hamburg nun eine Downgrading-Liste veröffentlicht. Diese zeigt wie veränderte Produkte, die nun weniger wertgebende Zutaten beinhalten, mit euphemistischen Marketing-Worthüllen als „verbesserte Rezepte“ an die Kunden verkauft werden.
Im „verbesserte[n] milde[n] Eiersalat“ von Homann ist nun weniger Ei und im Mandeldrink Provamel von Alpro sollen seltsamerweise weniger Mandeln zu einem „besserem Geschmacksprofil“ beitragen. Um dem Kunden „Geschmackserlebnisse zu bieten, die mit dem Zeitgeist gehen“, hat Mondelez in das neue Rezept der Waffelschnitte Nussini weniger Haselnüsse gepackt. Ein Produkt, das der Hersteller selbst „haselnussbestreute, knusprige Waffelschnitte“ nennt, soll mit weniger Haselnüssen mehr den Wünschen der Kunden entsprechen. Das klingt doch sehr verdächtig danach, dass die Marketing-Abteilung eines Lebensmittelherstellers uns Verbrauchern eine Verschlechterung als Verbesserung verkaufen soll.
Warum machen die Lebensmittelhersteller das?
Ferrero erklärte, nachdem das neue Nutella-Rezept auf Widerstand stieß, folgendes zu seiner „Feinjustierung“:
Es handelt sich lediglich um eine geringfügige Anpassung, wie dies auch andere Marken regelmäßig tun und dies in der Vergangenheit schon geschehen ist.
Der Lebensmittelhersteller sagt also selbst, dass das, was er tut, branchenüblich ist. Was er natürlich nicht sagt, ist warum er es macht. Es geht hier natürlich um Geld. Denn, um ihren Gewinn zu maximieren, folgt die Lebensmittelindustrie einem offensichtlichen Muster: Sie senkt die Kosten, indem sie hochwertige Zutaten wie Kakao, Nüsse oder Öl einspart. Diese ersetzt sie dann durch billigere Inhaltsstoffe oder Aromen.
Das Handelsblatt zeigt auf, warum sich das neue Rezept für Ferrero rechnet. Es gab im letzten Jahr größere Veränderungen bei den Preisen einiger der wichtigsten Zutaten von Nutella. Der Preis für Milchpulver ist so stark gesunken, dass eine Tonne 34 Prozent (769 Euro) weniger kostet. Zucker ist sogar 37 Prozent (192 Euro) pro Tonne günstiger geworden. Der Preis für Kakao ist jedoch nur um 15 Prozent (308 Euro) pro Tonne gesunken. Hier zeigt sich wieder das obige Muster. Denn indem Ferrero den hochwertigen Kakao als nun teuerste Zutat durch günstigere Zutaten wie Zucker und Milchpulver ersetzt, reagiert der Hersteller auf Preisveränderungen im Lebensmittelmarkt.
Dass ein Hersteller Kosten einspart ist ja an sich nichts Verwerfliches. Doch diese dem Konsumenten dann als „verbesserte Rezeptur“ zu verkaufen, obwohl offensichtlich die Produktqualität verschlechtert wurde (Stichwort: weniger Ei im Eiersalat) ist schon dreist. Noch schlimmer macht die ganze Sache, dass die Hersteller selbst Kosten einsparen, diese aber nicht durch ein günstigeren Preis an den Konsumenten weitergeben. Gerade das ist der Grund, warum sich Downgrading auf Kosten der Verbraucher für die Hersteller rechnet.