Die Meldungen der letzten Monate waren erschreckend – der Bestand von wild lebenden Bienenvölkern hat in Deutschland deutlich abgenommen. Wenn Bienenstöcke von Imkern betreut werden, können die durch gute Pflege den bestand besser schützen. Aber in freier Wildbahn sind die Tiere zunehmenden Bedrohungen ausgesetzt. Die Varroamilbe ist als Ursache nachgewiesen, auch Pestizide stehen im Verdacht, zum Massensterben beizutragen.
Nun gibt es neue Erkenntnisse dazu, wie fatal die Schädlingsvernichter auf Bienen wirken. Normalerweise haben Tiere eine veranlagungsbedingte Aversion gegen Giftstoffe. Dies ist ein gängiger Evolutionsprozess, wenn sie den Stoffen in ihrer Umgebung regelmäßig ausgesetzt waren. Neue synthetische Giftstoffe hingegen treffen sie unerwartet, die Überlebensmechanismen der Tiere sprechen nicht unbedingt auf sie an. Dies scheint bei der Honigbiene und einigen Pestiziden der Fall zu sein, darunter das berüchtigte Glyphosat.
Eine Studie der University of Illinois hat gezeigt, dass Honigbienen zwar Pestizide in hohen Konzentrationen meiden, aber in minderen Konzentrationen besonders anziehend finden. In den Versuchen waren die Giftstoffe gängigen Zuckersirup-Lösungen beigesetzt, die gern von Bienen verzehrt werden. Verschiedene Konzentrationen wurden getestet, auch Lösungen frei von jeglicher Beimischung. So ergab sich im Vergleich ein deutliches Bild: Mäßige Konzentrationen waren für die Tiere attraktiver als die ungiftigen Lösungen. Dies trifft auf Glyphosat zu, und auch auf andere Pestizide wie Chlorothalonil, ein gängiges Fungizid.
Manche Giftstoffe waren in keiner Konzentration anziehend, wie etwa Prochloraz. Das ist jedoch keine gute Nachricht, denn Glyphosat ist nun mal das am weitesten verbreitete Schädlingsbekämpfungsmittel: 30% der deutschen Ackerflächen werden jährlich mit ihm behandelt.
So sind diese Forschungsergebnisse ein wichtiger Aspekt unseres immer noch zu geringen Wissens über die Auswirkungen von Glyphosat und den Ursachen des weltweiten Bienensterbens.