Von den vielen Entwicklungen für eine klimafreundliche Zukunft ist Fleisch aus dem Labor eine der vielversprechendsten: Bis 2030 werden künstliche Alternativen wie Labor-Fleisch fünfmal weniger kosten als die tierischen Produkten, sie werden die Landwirtschaft weltweit stark verändern und die globalen Emissionen um rund zehn Prozent senken, prognostiziert ein amerikanischer Think-Tank.
Die „zweite Domestizierung“
Vor zehntausend Jahren hat die Menschheit begonnen Pflanzen und Tiere zu domestizieren, mittlerweile werden jedes Jahr 70 Milliarden Tiere gezüchtet, um die Nachfrage nach Fleisch und anderen tierischen Produkten zu decken. Dem amerikanischen Think-Tank RethinkX zufolge gehört die industrielle Massentierhaltung bald der Vergangenheit an: Eine „zweite Domestizierung“ wird es ermöglichen tierische Produkte künstlich herzustellen und zwar günstiger, gesünder und umweltfreundlicher. Für Tausend Tonnen Fleisch wird dann nur noch ein einziges Tier gebraucht. Die Grundlage dafür bilden Verfahren, mit denen „echte“ tierische Produkte durch künstliche Alternativen ersetzt werden. Bereits 2013 gelang es dem niederländischen Forscher Mark Post aus Stammzellen eine künstliche Fleisch-Bulette zu züchten, bis 2030 wird die jetzige Landwirtschaft von einem „Essen-als-Software“-Modell verdrängt werden, in dem Lebensmittel von Wissenschaftlern auf molekularer Ebene hergestellt werden.
Prognose: Bis 2030 werden sich künstliche Produkte durchsetzen und die Tierhaltung weitgehend überflüssig machen
Künstliches Fleisch, Milch und Käse würden sich durchsetzen und zu weitreichenden Veränderungen in der globalen Landwirtschaft führen, sagt der Think-Tank voraus. Das Argument der Autoren: Die Kosten sinken und schon 2030 werden sie fünfmal weniger kosten als die „echten“ tierischen Produkte – 2035 sogar zehnmal weniger. Sie werden auch gesünder, besser schmeckend und vielfältiger werden, als die Produkte, die sie ersetzen.
Für den US-Markt rechnen sie mit einem starken Rückgang der Nachfrage von tierischen Produkten: Bei Rind- und Milchprodukte werde die Nachfrage um 70 Prozent bis 2030 und sogar um 80 bis 90 Prozent bis 2035 zurückgehen. Ihre Prognose liest sich wie eine Wunschliste von Gegner der Massentierhaltung: Die Rind-Industrie wird pleitegehen und auch alle anderen Tierhaltungsindustrien werden ein ähnliches Schicksal erleiden. Die Auswirkungen auf die Umwelt wären zu begrüßen: In der Viehzucht und Landwirtschaft würden bis 2030 um 45 Prozent weniger Treibhausgase ausgestoßen werden, was einem Rückgang der weltweiten Emissionen um rund zehn Prozent entspricht.